Sonntag, 5. August 2012

21.30 Uhr, Rodeneck, 908m

Der Tag hat so gut angefangen... Vom Abend an die ganze Nacht durch sind heftige Gewitter über unsere Unterkunft gezogen, es hat teilweise wie aus Eimern geschüttet. Doch das Rauschen des Flusses der direkt am Haus entlang floss, ließ uns immer wieder aufwachen. Nur Raoul hat dank seiner Ohrenpacks nix mitbekommen :)
Während dem Frühstück hat es dann auch nochmal ordentlich geschüttet, aber kaum standen wir draußen hörte es auf. Super für uns, andere sollten wir noch lernen hatten weniger Glück...
Vom Breilahner aus, übrigens wieder mit frisch gewaschenen Klamotten ging es direkt bergauf Richtung Schlegeisspeicher.  Bis dorthin mussten wir ca. 500hm am Stück strampeln. Aber das hat sich gelohnt. Im Gegensatz zu einer andern MTB Gruppe, die sich hinauf hat shutteln lassen sind wir geradelt. Entlang am Fuße von 3000m hohen Bergen auf abgelegenen Singletrails im morgendlichen Sonnenschein war das der Wahnsinn und wir hatten trotz der Anstrengungen richtig Spaß. Auf die riesige Staumauer zu zuradeln war schon beeindruckend, im Hintergrund ein weiterer 3.000'er. Auf der Staumauer haben wir eine kleine Rast eingelegt, um uns dann auf den Weg zum Pfitscher Joch zu machen, das für uns die Überquerung des Alpenhauptkammes bedeutete. Der Weg hinauf war landschaftlich wunderschön, da konnten auch die anstrengenden Tragepassagen nichts dran ändern. Dennoch zog sich der Aufstieg bis zum Joch ordentlich, und es war Zeit für ne Pause. Direkt am Pass auf 2.248m sind wir im Pfitscher Joch Haus eingekehrt um uns für den noch langen Tag zu stärken. Schon beim abkassieren hat uns die Dame gefragt wo es heute noch gehen soll, nach Sterzing ins Tal haben wir geantwortet. Sie schaut uns mit Riesen Augen an, und wie im Chor schallt es aus allen Richtungen: "Da kommt ihr nicht mehr runter, da sind mehrere Murren abgegangen, es gab Tote, die Straßen sind weg, da ist alles gesperrt"!

...Hmmm, ihr könnt euch ja mal auf einer Karte das Pfitscher Joch anschauen, unser Ziel war Sterzing im Tal, da hast du nicht viele Möglichkeiten. Links und Rechts zusätzliche 1.000 bis 1.500hm über ander Pässe, die aber auf einer langen Etappe von 85 km mal nicht so einfach genommen werden. Zurück zum Breitlahner und ab da mit der Bahn? Ganz ehrlich, die Tour hätten wir nicht so zu Ende bringen können wie geplant... Immer mehr Leute meldeten sich zu Wort, und wie es halt immer so ist, wird alles immer noch dramatischer ausgeschmückt. Wir haben ne Weile überlegt und alles auf eine Karte gesetzt, wir probieren es und wenn wir Pech haben sitzen wir vor den Murren fest und die Tour ist vorbei. Also ab ins Tal... In Kematen (1.440m) konnten wir die erste Murre sehen die um einen Bauernhof herum alles mit sich gerissen hat bis zur Hauptstraße hinunter. Feuerwehr und viele ander Helfer waren damit beschäftigt wieder für Ordnung zu sorgen. Für uns war es aber noch kein Problem durch zu kommen, es ging weiter nach Fußendross (1.380m). Hier sah es ganz anders aus, ich glaub man kann von einer Katastrophe sprechen. Wir sind an Bauernhöfen vorbeigekommen, da standen nur noch Teile vom Hof, über hunderte von Metern im Anschluss daran erstreckte sich ein Schlammfeld, in dem wir Hundehütten, Strohballen usw. entdeckten. Direkt im Ort war es am schlimmsten, dort lagen Felsbrocken so groß wie ein kleiner Bolldozer auf der Straße, überall Schlamm und Wasser durch das wir uns Kämpfen mussten... Aber natürlich nichts im Vergleich zu dem, was die Menschen hier erleiden mussten. Letztendlich sind wir bis Sterzing durch gekommen, die Bilder der Zerstörung haben uns aber auf der restlichen Strecke nicht mehr losgelassen.
Für uns ging es von Sterzing bis nach Rodeneck parallel zur Brennerautobahn auf dem Radweg durch jede Menge kleine Ortschaften. Nach 85km waren wir echt froh endlich an unserer Unterkunft anzukommen, aber wo ist die nur? Einen Einheimischen gefragt, der uns gleich mal in einen Nachbarort 150hm entfernt schickt, oh man... Wir radeln total platt auch noch die Rampen nach oben, sehen schon von weitem den Pool vom gebuchten Quartier! Pustekuchen! Raoul hatte leider nur eine mündliche Zusage u.d der Typ an der Rezeption meinte nur: "Ihr habt nicht reserviert"... Nicht lange diskutiert, haben wir ihn gefragt wo wir noch unterkommen könnten. Nach 9 Std. die wir jetzt unterwegs waren, wollten wir nur noch ne Dusche und was zum Essen! Zum Glück hat er uns noch was organisieren können... Die hart erkämpften 150hm zurück ins Tal :)

Morgen geht's in die Dolomiten, wir sind so gespannt!

3 Kommentare:

  1. Wow, da habt ihr ja ausser der anstrengenden Tour noch einiges mitbekommen. Zum Glück seid ihr nicht in die Katastrophe mit hineingezogen worden :-!
    Viel Spaß heute:-)

    AntwortenLöschen
  2. Habe es heute morgen in der Zeitung gelesen, dass es wohl starke Unwetter mit Murrenabgängen gegeben hat, war mir aber in diesem Moment nicht bewußt, dass Ihr so nah am Geschehen ward. Das mit der Reservierung hat da gerade noch gefehlt. Alles Gute für den heutigen Tag.
    Gruß aus Löchgau ( leichter Regen )

    AntwortenLöschen
  3. Hammer was man mit dem Rad alles erlebt. Macht's gut und passt auf Euch auf.
    Jochen

    AntwortenLöschen